Grundschule an der Stollstraße benannt nach dem ersten Rektor Wilhelm Ernst

Nach Artikel 29 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen kann einer Schule neben der amtlichen Bezeichnung ein Name verliehen werden, wenn die Lehrerkonferenz, der Elternbeirat, die Schülermitverantwortung und der Sachaufwandsträger zustimmen. Für die Namensgebung kommen in erster Linie die Namen herausragender Persönlichkeiten oder geografische Begriffe in Betracht. Mit der beantragten Namensgebung will die Schulfamilie den ersten Rektor der Schule, Wilhelm Ernst, ehren. Er hatte sich darüber hinaus auch als Heimatpfleger für die Stadt Ingolstadt besondere Verdienste erworben.

Die Chronik wurde uns dankenswerterweise von Frau Ilse Trischberger, der Tochter von Wilhelm Ernst zur Verfügung gestellt.

 

Wilhelm Ernst

Geboren am 17. Februar 1916 in Ernsgaden verlebte Wilhelm Ernst seine Kindheit und Jugendzeit in Gmund am Tegernsee. Er besuchte das Humanistische Gymnasium in Ingolstadt bis zum Abitur im Jahre 1936. Nach Arbeitsdienst, Studium an der Pädagogischen Hochschule Pasing, Militärdienst und französischer Gefangenschaft war er ab 1947 Volksschullehrer in Oberhaunstadt. Als Schulleiter wurde er im Jahre 1958 an die Volksschule St. Josef in Ingolstadt versetzt und war dann ab dem Jahre 1960 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1980 Rektor an der Volksschule St. Augustin (später Schule an der Stollstraße), ebenfalls in Ingolstadt. In seiner Freizeit beschäftigte er sich schon bald intensiv mit der Geschichte der Heimat, besonders mit der Vorgeschichte und außerdem mit der Geologie seiner näheren und weiteren Umgebung. So war er für die Bergung zahlreicher archäologischer Funde verantwortlich, die er auch selbst in Veröffentlichungen dokumentierte. Auch an der Gestaltung des Stadtmuseums Ingolstadt, das Anfang 1981 eröffnet wurde, hat er vor allem im Bereich Vor- und Frühgeschichte mitgewirkt. Vom Jahr 1971 bis 1997 war er zweiter Vorsitzender des Historischen Vereins Ingolstadt.
Jahrzehntelang führte er für die Volkshochschule Lehrfahrten in Bayern und angrenzenden Gebieten durch, bei denen nicht nur Kunstwerke und geschichtliche Baudenkmäler, sondern auch Objekte der Vorgeschichte und Geologie anschaulich erklärt wurden. Auch um den Naturschutz erwarb sich Wilhelm Ernst große Verdienste.

So war er von 1969 bis 1974 Naturschutzbeauftragter und von 1974 bis 1984 Mitglied im Naturschutzbeirat, seit 1970 Vorstandsmitglied im „Verein Erholungsgebiete Ingolstadt“. Er entwarf Konzepte für Radwanderwege, Wald- und Naturlehrpfade in der Region. Dafür erhielt er im Jahr 1976 die Umweltschutzmedaille.
Im Jahr 1975 wurde er Gründungsmitglied des Vereins der Freunde des Reuchlin-Gymnasiums, dessen Vorsitzender er bis zum Jahr 1996 war.
Neben den Heimatbüchern von Oberhaunstadt und Großmehring und der Biographie des Ingolstädter Universalgenies Karl Emil von Schafhäutl schrieb er zahlreiche heimatkundliche Aufsätze.
Im Jahr 1976 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und im Jahr 1994 wurde ihm die Peter-Apian-Medaille für „besondere Verdienste um Kultur und Wissenschaft“ der Stadt Ingolstadt verliehen.
Als Historiker, Prähistoriker und Naturschützer hat Wilhelm Ernst wegweisendes Engagement bewiesen. Er war gleichermaßen Forscher und exzellenter Vermittler, der es verstand, junge Leute für Geschichte zu begeistern.
Am 13. Juli 2004 starb Wilhelm Ernst in Ingolstadt.